Nicht jeder Bandscheibenvorfall ist ein aktiver Bandscheibenvorfall
- Chiropraktor:innen der ChiroDynamik
- 23. Okt. 2024
- 2 Min. Lesezeit

Ein Bandscheibenvorfall ist eine häufige Erkrankung der Wirbelsäule, bei der der gallertartige Kern (Nucleus pulposus) einer Bandscheibe durch den umgebenden Faserring (Anulus fibrosus) austritt. Dies kann zu einer mechanischen Reizung oder Kompression der umliegenden Nerven führen, was typischerweise mit Rückenschmerzen oder neurologischen Ausfällen wie Taubheit, Kribbeln und Muskelschwäche einhergeht. Jedoch zeigen klinische Studien, dass eine erhebliche Anzahl von Bandscheibenvorfällen asymptomatisch verlaufen kann, was auf die Komplexität der Diagnose und Behandlung hinweist.
Was ist ein Bandscheibenvorfall?
Die Bandscheiben bestehen aus einem äußeren Faserring und einem inneren, weichen Gallertkern. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, als Stoßdämpfer zwischen den Wirbelkörpern zu fungieren und eine gleichmäßige Verteilung von Belastungen auf die Wirbelsäule zu ermöglichen. Verschleißerscheinungen oder akute Belastungen können den Faserring schwächen, was den Austritt des Gallertkerns und einen Vorfall verursacht.
Symptomatische Bandscheibenvorfälle
Ein symptomatischer Bandscheibenvorfall äußert sich typischerweise durch Schmerzen im Rücken oder in den Extremitäten, je nach Lokalisation des Vorfalls. Bei einer Kompression der Spinalnerven kann es zu radikulären Schmerzen (z. B. Ischialgie), sensorischen Defiziten oder motorischen Ausfällen kommen. Der Schweregrad und die Ausprägung der Symptome hängen stark von der Position und dem Ausmaß des Bandscheibenvorfalls ab.
Asymptomatische Bandscheibenvorfälle
Trotz der potenziell gravierenden Symptome zeigen zahlreiche Studien, dass viele Bandscheibenvorfälle asymptomatisch verlaufen. In bildgebenden Verfahren wie der Magnetresonanztomographie (MRT) wurden Bandscheibenvorfälle bei Personen ohne jegliche Rückenschmerzen oder neurologische Symptome nachgewiesen. Eine systematische Übersichtsarbeit von Boden et al. (1990) zeigte, dass bei etwa 20-30 % der asymptomatischen Erwachsenen Bandscheibenvorfälle zu finden sind, wobei diese Häufigkeit mit dem Alter zunimmt.
Ursachen der Asymptomatik
Die genauen Gründe, warum einige Bandscheibenvorfälle keine Symptome verursachen, sind noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch mehrere Theorien:
- Fehlende Nervenkompression: Ein Bandscheibenvorfall muss nicht zwangsläufig auf Nervenstrukturen drücken, um Symptome zu verursachen. Die Nervenwurzeln können in bestimmten anatomischen Positionen liegen, die vor einer Kompression geschützt sind.
- Entzündungsprozesse: Symptomatische Vorfälle gehen oft mit einer Entzündungsreaktion einher, die Schmerzen verursacht. Asymptomatische Vorfälle könnten weniger oder keine Entzündungsreaktion hervorrufen.
- Individuelle Schmerzempfindlichkeit: Die Schmerzschwelle und die individuelle Wahrnehmung von Schmerzen variieren stark zwischen den Menschen, was ebenfalls erklärt, warum manche Patienten keine Symptome entwickeln.
Diagnose von Bandscheibenvorfällen
Die Diagnosestellung eines Bandscheibenvorfalls erfolgt in der Regel durch klinische Untersuchung und Bildgebung, meist MRT. Die Tatsache, dass viele Bandscheibenvorfälle asymptomatisch sind, stellt eine diagnostische Herausforderung dar, da nicht jeder nachgewiesene Vorfall klinisch relevant ist.
Prognose
Die Prognose eines Bandscheibenvorfalls, insbesondere eines asymptomatischen, ist oft gut. Viele asymptomatische Vorfälle resorbieren sich spontan, während symptomatische Vorfälle, je nach Behandlung, zu einer Besserung der Beschwerden führen können. Langzeitstudien zeigen, dass selbst symptomatische Vorfälle häufig ohne operative Eingriffe heilen können.
Fazit
Bandscheibenvorfälle sind ein weit verbreitetes Phänomen, das häufig auch bei asymptomatischen Personen auftritt. Diese asymptomatischen Vorfälle stellen eine diagnostische Herausforderung dar, da sie oft ohne Behandlung auskommen und keine unmittelbare Bedrohung darstellen. Ein besseres Verständnis der Faktoren, die zu einer Asymptomatik führen, könnte dazu beitragen, unnötige medizinische Eingriffe zu vermeiden und gezielte Behandlungsansätze zu entwickeln.



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